Ostern 2012

(Fotos unten)
Ist Ostereiersuchen ein pflegenswertes Ritual? Das wird in Sieben Linden nicht diskutiert. Kurz vorm Ostersonntag steht zuverlässig ein Aufruf zum Eierfärben und -verstecken im Mitteilungsbuch, und wenn kinderlose Bewohner_innen sich dann am Sonntagvormittag aus dem Bett schälen und dem Brunch entgegen schlurfen, kommen ihnen schon Eltern mit körbchentragenden Kindern entgegen – es wurde also auch in diesem Jahr wieder gesucht und gefunden. Eines Tages sind wir auch dabei – oder wollen wir vorher drüber diskutieren?

Zum ersten Mal hat unsere neue Mitbewohnerin Nareesha mitgefeiert – am Karfreitag kam sie auf die Welt, ganz schnell, ganz einfach, in der Villa Communia bei, von und mit ihren Eltern Martin und Silke. Wieder eine erfolgreiche Hausgeburt. Jetzt hat Helena Navii, selbst erst anderthalb Jahre alt, eine Spielkameradin. Wer lange nichts mehr aus Sieben Linden gelesen hat, darf sich die Augen reiben: Genau, Martin und Silke haben ihr zweites Kind bekommen.

Ostern 2012 heißt auf jeden Fall: höchste Zeit für neue Fotos und ein kleines Stimmungsupdate aus dem Ökodorf. Die ganz große „Geschichte aus Sieben Linden“ wurde am 1. März veröffentlicht und ist inzwischen in Buchform erhältlich (Siehe Sieben-Linden-Startseite ganz links unten). Aber was ist seit dem Herbst passiert, seitdem das Buch fertig geschrieben wurde? Da gab es große Diskussionen über den gefühlten Ansturm auf Sieben Linden. Der Gemeinschaftskurs, DIE obligatorische Veranstaltung für einen Einstieg in die Gemeinschaft, war schon voll, bevor wir überhaupt anfingen, ihn öffentlich zu bewerben. Und immer mehr Leute meldeten sich an. Da wurde ein Komitee gegründet, das unter den Bewerber_innen auswählen musste – ja wo sind wir denn hier? Jetzt wählen wir schon nach Fragebögen aus. Ein ganz schräges Gefühl... Und wer sind wir überhaupt, solche Entscheidungen zu treffen?
Aber Tatsache war und ist, dass unser Wohnraum knapp ist und wir es auch nicht dem Starrsinn oder der Verdrängungskraft oder der Eloquenz oder sonst einem (pseudo-)evolutionärem Kriterium überlassen wollten, wer sich hier ansiedeln kann und wer nicht. Darum: Ein Komitee, das nach bestem Wissen und Gewissen eine Reihenfolge zusammenpuzzelt, nach der wir die Leute dann zum Gemeinschaftskurs einladen. Und dann: ein paar Monate später hatten so viele wieder abgesagt, dass der (jetzt gerade stattfindende) Gemeinschaftskurs 2012 auch nicht voller ist als sonst. Und so verbringen wir das Osterbrunch wieder zusammen mit Leuten, von denen einige über eine Annäherung ans Ökodorf nachdenken. Werkstags arbeiten wir mit ihnen, wir treffen uns zum Forum, wir lernen sie kennen und sie uns, manche Kritik wird hörbar, manche Begeisterung, und ab und zu können auch Gerüchte entkräftet werden: „Es gehen doch so viele Männer weg von hier (was kann man dagegen tun?)!“

Die Presse bleibt ebenfalls interessiert an Sieben Linden. „Neues Deutschland“, „Mitteldeutsche Zeitung“ und als besonderer Leckerbissen (allein wegen der sensationellen Fotos) die „National Geographic Deutschland“ in der Aprilausgabe, dazu Radio und das Fernsehen. Insbesondere Vertreter des letztgenannten Mediums bekommen öfters auch mal zu hören, dass wir gerne mal was anderes hätten als die Ausstellung im Kuriositätenkabinett, aber bis das Thema Gemeinschaft als Schlüssel für Nachhaltigkeit mal ausgiebig in den Mittelpunkt gestellt wird, müssen wir wahrscheinlich noch eine Weile warten. Die Medienwelt funktioniert halt zu gut, wenn die allgemeine Weltverschlechterung als unveränderbarer Status Quo und Leute wie wir als (aus diesem normalen Leben) Ausgestiegene gezeigt werden.

Dabei sind wir mittendrin. Die Erweiterung unseres Seminarbetriebs hat Formen angenommen, der neue große Raum – sagen wir lieber Saal – ist sichtbar. Die Saison ist voller spannender Seminare, viele Menschen werden Sieben Linden kennenlernen und hoffentlich ein bisschen beglückt wieder nach Hause fahren. Und erzählen: „Die haben Kompostklos und sahen trotzdem entspannt aus.“ A propos: Tischlermeister J. Hat ein neues Kompostklo konstruiert, für das womöglich bald Reisebusse von Ingenieuren zur Bewunderung nach Sieben Linden reisen werden. Spätestens zur Einweihung dieses technischen Wunderwerks möge es einen neuen Text auf dieser Website geben!

Micha W.

P.S. Die meisten Fotos haben in der Einzelansicht eine Beschreibung!

Spracheinstellung

Beliebte Schlagwörter

Informationen zum Album